Vom Fehlen…

Mir fehlt der Mensch.

Der Mensch mit all seinen Facetten.

Sein Lachen, seine Trauer, seine Zuneigung, seine Liebe, seine Freude.

Schaut man in die Gesichter (sofern man sie noch erkennen kann) erkennt man Stress, Hektik, Spuren von Angst & Panik, Verzweiflung. Das bringt die Zeit einfach mit sich. Es ist das Ungewisse was uns lähmt.

Wir vergessen ein Stück Mensch zu sein, auch bei Fremden.

Wir gehen auf Distanz, schauen von weit entfernt in grimmige Gesichter, nehmen nicht mehr in den Arm, drücken keine Hände mehr, trösten nicht mehr wenn Verzweiflung den leeren Raum erfüllt. Als Intensivschwester nicht mehr die Angehörigen zu trösten in ihren schwersten Stunden, bricht mir das Herz.

Die Distanzregel ist absolut sinnvoll aber wird dürfen nicht vergessen Mensch zu bleiben, teilzunehmen an Schicksalen. Wir dürfen nicht verrohen und Emotionen abtun, nicht drauf hoffen „Es geht schon von alleine wieder. Wir müssen da alle schließlich durch“ . Oft geht es eben nicht von alleine. Daher ist es genau jetzt wichtig zuzuhören, zwischen den Zeilen zu lesen, Tonvariationen und Höhen der Stimme zu interpretieren, nachzufragen. Es ist nicht gut sich dahingehend zu isolieren. Der Mensch selbst lebt von Emotionen, egal wie diese gelagert sind, aber daran wächst er, lernt damit umzugehen, dafür braucht er Feedback, jemanden der reflektiert und diese Emotionen aushält.

Mir selbst fehlt die körperliche Nähe ganz oft und wenn ich daran denke, was gerade nicht geht zerbricht innerlich ein kleines Stück von mir.

Mir fehlen Umarmungen, das Festhalten, das „ich will dich nicht loslassen“, die Verabschiedungen und die damit verbundene Freude sich bald wiederzusehen.

Alles ungewiss.

So bleiben geschriebene Nachrichten, wenige Sprachnachrichten und das Schärfen der Sinne für eine aus den Fugen geratene Stimmung beim anderen.

Und obwohl das alles vielleicht niederschmetternd klingt freue ich mich auf den Tag wo es sich wieder ändern wird. Mein inneres Kind wird diesen Moment zelebrieren, sich schmücken, das schönste Kleid tragen und vor Freude vielleicht weinen während es ganz aufgeregt und hüpfend auf die erste Umarmung wartet.

Und dann, dann endlich wieder in Ruhe schlafen kann. Eingemummelt und angelehnt an eine imaginäre Brust und friedlich schlummernd weiß „Hier bin ich sicher, hier kann ich endlich wieder sein wie ich bin, du hast mir gefehlt“

„Du fehlst mir“, eine Aussage die man selten sagt weil sie viel verrät. Sie drückt aber aus wie wichtig ein anderer Mensch für uns ist.

Warum sagen wir das eigentlich nicht öfter? Gerade jetzt? Ist es die Angst zu viel von sich zu offenbaren, schwach zu wirken? Unerwachsen? Kindisch? Zu emotional?

Vielleicht… aber in Zeiten wo eine Umarmung nicht ausdrücken kann was man empfindet, ist eine „du fehlst mir“ die Umarmung der Seele.

Du fehlst mir….

Veröffentlicht von schwesterunbequem

Alles im Blog unter der Rubrik "Über" nachzulesen

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