Karriere als Frau und Mutter.

Was als Frau ohne Kind & Kegel schon schwierig ist, wird als Mutter zu einem Hürdenlauf.

Das Erreichen von bestimmten Positionen, die ein Quäntchen höher liegen als der Einstieg in die spezifische Branche, gleicht oft einem Hürdenlauf bei Olympia. Wohlgemerkt, mit anderen, schlechteren Bedingungen. Du musst mithalten mit männlichen Hochleistungssportlern.

Stell dir vor, dein Ziel ist es 800m zu laufen. Du denkst, das kannst du. Was sind schon 800m? Die Aufgabe ist klar, das Ziel ist klar, die Bedingungen sind klar. Dann kommst du ins Stadion und siehst, dass schon ein paar Läufer losgerannt sind. Man teilt dir mit, dass die Bedingungen jetzt andere sind. Du sollst die 800m schneller laufen als dein männlicher Kontrahent. Du sollst so richtig zeigen, wie sehr du diesen Job..äh..das Ziel willst.

Du rennst los. Während der männliche Sportler zwischendurch geht und hier und dort fällt, schaffst du es natürlich früher im Ziel zu sein und hast auch noch Bestleistung. Yippieeee!

Aber anstatt, dass du dich auf dem Siegerträppchen wiederfindest, entscheidet das Komitee, dass doch der männliche Kollege gewinnt. Du bist sauer. Du fragst warum. Aber alles, was du zu hören bekommst ist ein: „Er hat immer trainiert. Es gab nie eine Lücke. Er wollte das Ziel mehr als du“

Was theatralisch klingt ist die bittere Realität für Mütter.

Wir treten gegen männliche Bewerber an, die einen lückenlosen Lebenslauf haben, quer durch die Nation reisen, vielleicht sogar im Ausland waren, während wir Schwangerschaft, Elternzeit und Teilzeitpositionen in den ersten Lebensjahren des Nachwuchses vorweisen.

Das ist schon mal der erste Makel. Würde niemand so sagen, wird aber so gesehen. Der zweite Makel ist das Kind selbst.

Es könnte, Gott bewahre, krank werden. Der direkte Schluss, der daraus gezogen wird, ist dass die Mutter grundsätzlich immer dann auch Kind-Krank nimmt.

Eine Philosophie die auch durch die männlichen Kollegen mit astreiner Vita befeuert wird. Nicht bewusst von sich selbst aus, sondern aus der Gesellschaftsnorm selbst heraus. Denn jene, die einen straighten Weg hingelegt haben und Familie aufweisen können, haben eine Partnerin im Rücken, die genau das tut. Kind-Krank nehmen oder ganz daheimbleiben, weil der Partner eben „Beruflich sehr involviert ist“.

Was völlig ok ist, und auch kein Bashing dieses gewählten Rollenbilds sein soll. Der Blickwinkel darauf und die Akzeptanz dessen ist schlichtweg höher.

Aber was auf den ersten Blick nicht so recht auffällt, ist das auch hier jemand nicht beruflich gleichberechtigt ist. Ob gewählt oder „gezwungen“ sei mal unangetastet.

Während der Mann dafür gefeiert wird, dass er Beruf und Privat so gut unter einen Hut bekommt, wird der Mutter, bei gleichem Vorgehen, hintenrum vorgeworfen karrieregeil zu sein, eine Rabenmutter zu sein, die ihr Kind vernachlässigt.

Natürlich darf die Frage nach Betreuungsfamiliensituation auch nicht im Bewerbungsprozess gestellt werden, was aber die Recruiter und Geschäftsführer dieser Welt nicht davon abhält genau diese dann doch zu hinterfragen und zu beurteilen. Ob dies dann der Wirklichkeit entspricht, fraglich.

Meine alte Chefin sagte mal:“ Dort wo Gedankenkonstrukte entstehen, bliebt kein Spielraum mehr für die Wahrheit“

Man wird als Mutter (egal wie die Qualifikation ist) als dritte Wahl klassifiziert und kommt meistens noch nicht mal auf die, „wenn wir gar keinen finden Liste“. Sie wird aussortiert und darf meistens noch nicht mal zum Hürdenlauf antreten.

Wenn sie Glück hat, bekommt sie noch eine Absage. Selbst das sparen sich einige Firmen mittlerweile.

Und dann nicht mehr direkt gefragt werden darf nach er Betreuungssituation daheim kommen Fragen wie:

  • Was sagt denn das Kind dazu?
  • Wie geht es dem Kind damit?
  • Wie geht es dem Ehemann damit? (WTF)
  • Wie flexibel sind sie denn so?
  • Ach, sie kommen aus der Pflege…das ist doch für Mütter ein toller Beruf.

Oder man erfindet fiktive Szenarien, wo jeder Affe mit einem Daumen erkennt, dass diese Frage darauf abzielt, ob man als Mutter auch wirklich wirklich wirklich 40 Std. die Woche arbeiten kann.

Wissen Sie, ich habe nicht erst ein Bewerbungsgespräche hinter mir. Ich habe alle die lustigen Fragen schon gehört, all das Rumtänzeln um den heißen (Familien-) Brei.

Ich bin müde ob solcher Gespräche. Besonders dann, wenn Frau sofort nach zwei Sätzen merkt, dass Müttern nie eine Chance gegeben wird bzw. gegeben werden soll.

Ich bin eine 42-jährige Mutter. Ich habe ein schulpflichtiges Kind. Ich studiere neben meinem Vollzeitjob. Ich mache regelmäßig Sport. Ich backe, wenn es sein muss, fünfhundert Cupcakes für den Kuchenbasar in der Schule. Ich organisiere mit links den gesamten Alltag. Ich verwalte Termine. Ich strukturiere Abläufe. Gucke das jeder am Ende das Tages zufrieden ist, dass Zeitpläne eingehalten werden. Plane Familiengespräche und sorge dafür das Prozesse evaluiert werden.

Und ich bin keine Ausnahme. Von uns gibt es tausende.

Kommt das bekannt vor? Ja, oder? DAS, meine Lieben, ist Projektmanagement.

Und das alles machen wir sicher nicht immer mit Bravour, auch wir stolpern, aber wir sind in diese Aufgabe gewachsen. Wir habe gelernt. Und wir lernen jeden Tag dazu. Im familiären Setting wird uns das erlaubt, im beruflichen werden wir oft dafür abgestraft und bekommen gesagt, dass wir doch ungeeignet sind.

Niemand hat von mir erwartet die eierlegende Wollmilchsau zu sein als ich 4 Tage nach Sectio aus der Klinik kam. So eine Familie kommt nämlich nicht mit Bedienungsanleitung.

Und obwohl viele diesen „beruflichen Familienmakel“ mit sich tragen, sollten Geschäftsführer darüber nachdenken was ihnen entgeht, wenn sie nur der absolut zielstrebigen, aber oberflächlichen Agenda folgen. Sie verpassen jemanden, der den Rundumblick hat, auf den man sich verlassen kann und, wenn es eben sein muss, auch nachts um 3Uhr für den großen, millionenschweren Pitch noch die Präsentation fertig macht.

Und es entgehen Cupcakes.

Aber, und das sage ich ganz bewusst und sehr eindringlich: Loyalität ist keine Einbahnstraße. Bekommt man keine, wird es keine in Return geben.

In diesem Sinne: Think outside the Box!

Veröffentlicht von schwesterunbequem

Alles im Blog unter der Rubrik "Über" nachzulesen

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